NRW steuert auf neuen Windkraft-Rekord zu
Veröffentlicht: Montag, 14.07.2025 11:58
NRW erlebt einen Boom bei der Windkraft: Mit 101 neuen Anlagen in nur sechs Monaten steuert das Land auf einen neuen Rekordwert bei der Windenergie zu.

Nordrhein-Westfalen legt beim Ausbau der Windenergie ein Rekordtempo vor. Nach Angaben des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) sind in der ersten Jahreshälfte landesweit 101 neue Windräder mit einer Gesamtleistung von 525 Megawatt ans Netz gegangen. Damit liegt NRW bundesweit vor Niedersachsen und Schleswig-Holstein auf Platz eins. Im gesamten Jahr 2022 waren es in NRW nur 421 Megawatt gewesen. Aufgrund dieses Wachstums rechnet der Verband damit, dass die bisherige Rekordmarke von 881 Megawatt aus dem Jahr 2017 in diesem Jahr übertroffen wird. "NRW könnte somit erstmals nach acht Jahren ein neues Spitzenniveau erreichen", sagte LEE-NRW-Geschäftsführer Christian Vossler.
Steinfurt beim Ausbau vorn
Besonders stark ist der Ausbau im Kreis Steinfurt mit einem Plus von 92 Megawatt, gefolgt von Paderborn mit 58 Megawatt und Recklinghausen mit 38,6 Megawatt. Da auch ältere Anlagen abgebaut wurden, liegt der Nettozuwachs landesweit bei 479 Megawatt. Für die kommenden Monate erwartet der Landesverband weitere Fortschritte. Allein bis Juni haben die Behörden in NRW 468 neue Windenergieanlagen mit insgesamt rund 2.822 Megawatt genehmigt. Das entspricht etwa 35 Prozent aller bundesweiten Genehmigungen im ersten Halbjahr 2025.
Ziel: 1.000 neue Windräder bis 2027
Nach Einschätzung von LEE NRW ist damit absehbar, dass die schwarz-grüne Landesregierung ihr Ziel erreicht, bis Mai 2027 mindestens 1.000 neue Windräder ans Netz zu bringen. Auch die Ergebnisse der ersten beiden Ausschreibungsrunden im Jahr 2025 sprechen für weiteres Wachstum: Von rund 7.500 Megawatt bundesweit entfielen knapp 2.200 Megawatt auf NRW. Trotzdem sieht der Branchenverband weiterhin dringenden Handlungsbedarf. Besonders die langen Wartezeiten auf einen Netzanschluss seien problematisch, kritisierte Geschäftsführer Vossler. Sie würden Investoren zunehmend abschrecken.
Probleme beim Transport von Anlagenteilen
Auch beim Transport der riesigen Windkraftkomponenten über Autobahnen und Landstraßen gebe es weiterhin erhebliche Schwierigkeiten. Laut Vossler habe die im vergangenen Sommer gegründete Stabsstelle Windenergie des NRW-Verkehrsministeriums bisher wenig erreicht. Der LEE NRW habe mehrfach konkrete Vorschläge gemacht, etwa Mikrokorridore zu zukünftigen Windparks oder temporäre Behelfsausfahrten. "Davon ist bis heute noch nichts umgesetzt worden", so Vossler.
Mehr Beteiligung von Bürgern und Betrieben nötig
Ein weiteres Ziel des Verbandes ist es, Bürgerinnen und Bürger sowie Industrie- und Gewerbebetriebe stärker vom Windkraftausbau profitieren zu lassen. Hier biete das Ende 2023 verabschiedete Bürgerbeteiligungsgesetz eine gute Basis. Dennoch werde die direkte Strombelieferung von Betrieben aus benachbarten Windparks bislang kaum genutzt. Aktuell seien es nur zwei Unternehmen landesweit. "Das ist viel zu wenig", betonte Vossler in seiner Zwischenbilanz.
Autor: José Narciandi